Ich leere meinen Briefkasten nie. Wenn, dann um 4 Uhr Früh nach dem Fortgehen, nachdem mein Freund betrunken lallt ich solle ihn doch wieder mal ausräumen. Wir lassen den Stapel Post auf den hölzernen Esstisch fallen, belustigen uns beim Aussortieren noch etwas über manch bescheuerte Werbeaussendung, bis ich es in der Hand hielt, das heißgeliebte PAGE-Magazin.

Ich lasse mich mit dem Magazin in der Hand auf die Couch fallen, lasse meine Finger über das Papier beim Umblättern streifen. Als wäre es ein Kunstwerk. Schon Sekunden später lese ich gierig die ersten Zeilen. Ah, Seite 20. Überschrift: Social Twist. Unterüberschrift: Ein wenig Behance hier, ein wenig Instagram da und Facebook dort. Agieren Sie mit Konzept – aha ja – wie sie spannende Aufträge akquirieren. Erst seit kurzer Zeit bieten wir auch Strategien/Konzepte und Betreuung von Instagram-Profilen an. Der Artikel scheint darüber zu handeln, und um darüber morgen etwas „gscheitln“ zu können in der Agentur, beginne ich neugierig zu lesen. „Die Community verlangt aktive Beteiligung, Regelmäßigkeit ist wichtiger als einmalige Befeuerung, …“ – das ist mir alles nicht neu. Doch eins bewirkt der Artikel dennoch gleich in mir: Er löst das Gefühl aus, ich müsse sofort alle meine Channels umwerfen, ein Unique Branding für meine Person erfinden und das am besten gleich heute! Plötzlich S.28: Jessica Walsh’s Instagram-Profil, schön in der linken oberen Ecke platziert. Ich vergöttere Jessica, obwohl ich bis jetzt nicht verstehe, wieso sie sich einfach nackt in ihrem Studio vor 2-3 Monaten ablichten ließ. Ein Skandal.

Also bin ich gleich zum Handy und hab die Instagram-Page von Jessica aufgerufen. What the … ich fühlte mich plötzlich so klein, weil sie DEN grandiosen Aufritt hinlegt. Da steht Konzept, Branding, eine unverwechselbarer Style dahinter. Und bei mir? Selfies, ein paar „was ich gerade mache“-Fotos, und 3-230 #foodporn Hasthag healthy Fotos. Meine Mundwinkel sind nach unten gezogen und meine Augen weit aufgerissen, Blick nach oben – „Hilfe“!

Kurze Beschreibung zu Jessica Walsh: Jessica Walsh ist Geschäftspartnerin von Stefan Sagmeister. Ihre Agentur mit Sitz in NYC trägt den Namen Sagmeister & Walsh. Selbst beschreibt sie sich auf Instagram als: Art Director/Designer/Color Lover. Jessica hat vor Kurzem ihre Möbel nach dem Umzug auf Facebook versteigert. Ihre letzten veröffentlichten Kampagnen waren Aizone (Mode) und Frooti, ein indisches Kultgetränk. Stefan Sagmeister ist gebürtiger Österreicher und war einmal mit der Mutter eines Bekannten von mir „zusammen“ (nur bisschen angeben). Also bitte alle einmal https://instagram.com/jessicavwalsh eintippen und auschecken. Wer Interesse hat, bekommt den Artikel im Page-Magazin von mir gescannt, Indianerwort.

 

Titelbild Screenshot: instagram.com/jessicavwalsh